Eine kleine Flamme spendet große Hoffnung
Es ist nur eine kleine Flamme, wenige Zentimeter groß, die an der Spitze einer Edelstahl-Fackel züngelt. Dennoch symbolisiert sie für Hunderttausende Rotkreuzler in ganz Deutschland und Europa Hoffnung und Mitmenschlichkeit. Am Dienstagnachmittag (6. Juni) hat dieses „Licht der Hoffnung“ auf seinem rund 1400 Kilometer langen Weg von Flensburg in Schleswig-Holstein bis ins italienische Solferino Station in Haßfurt gemacht.
HASSFURT - Dieses kleine Licht ist Symbol für die Arbeit der Rotkreuzler: Es brennt unablässig, ebenso wie das Engagement der Helferinnen und Helfer nie erlischt, wenn es darum geht, Mitmenschen in Not zur Seite zu stehen. Deshalb ist es für die Rotkreuzler in Deutschland, Österreich und Italien selbstverständlich, die Fackel von Hand zu Hand an Kollegen weiterzugeben. Am Dienstagnachmittag haben Vertreter des Jugendrotkreuzes des BRK-Kreisverbandes Haßberge in Werneck (Lkr. Schweinfurt) die Fackel von Vertretern des BRK-Kreisverbandes Würzburg überreicht bekommen.
Von dort aus machten sich die Haßbergler mit dem neuen Einsatzleitwagen der BRK-Schnelleinsatzgruppe „Information und Kommunikation“ der Bereitschaft Eltmann und mit BRK-Kreisbereitschaftsleiter Stefan Funck am Steuer sowie Elena Krämer (Vorsitzende des Jugendrotkreuzes Haßberge) auf den Weg in die Kreisstadt nach Haßfurt, um die Fackel den wartenden Mitglieder von Bereitschaften, der Wasserwacht und des Jugendrotkreuzes am Marktplatz zu präsentieren.
Stolz trug Pia Funck in Begleitung von Anna-Lena und Konrad Krämer, allesamt Mitglieder beim Jugendrotkreuz, die Fackel über den Marktplatz hin zum Mehrgenerationenhaus, wo BRK-Mitarbeiterinnen und Besucher auf deren Ankunft warteten. In Begleitung von Simone Hümmer, stellvertretende Leiterin des BRK-Mehrgenerationenhauses (MGH), marschierten die Kinder dann einmal quer durchs MGH, bevor es von dort aus durch ein Spalier aus BRK-Ehrenamtlichen wieder zurück zum Marktplatz ging. Dort wurde die Fackel unter Applaus schließlich an Thomas Wolf, Bezirksvorsitzender des Jugendrotkreuzes Ober- und Mittelfranken, übergeben, der die Fackel auf ihrem Weg in Richtung Süden in seine Obhut nahm.
Zu dem besonderen Ereignis war auch BRK-Bezirksgeschäftsführer Harald Erhard nach Haßfurt gekommen und dankte den Rotkreuzlern in den Haßbergen dafür, dass sie den Fackellauf nach Solferino unterstützten, ebenso wie zahlreiche andere Rotkreuzler aus unterfränkischen BRK-Kreisverbänden. Es ist nach 2021 das zweite Mal, dass das „Licht der Hoffnung“ auf seinem Weg nach Solferino, südlich des Gardasees gelegen, durch die Haßberge kam. Auch Haßfurts 2. Bürgermeister Norbert Geier machte dem Roten Kreuz seine Aufwartung.
Am 9. Februar wurde die Fackel in Flensburg in Schleswig-Holstein entzündet. Am 24. Juni wird sie in Solferino in Italien ankommen.
Seit 1992 erinnern tausende Menschen aus der ganzen Welt alljährlich rund um den 24. Juni bei einem Fackelzug (italienisch = Fiaccolata) des Italienischen Roten Kreuzes von Solferino nach Castiglione delle Stiviere an die Anfänge der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung. Auch das Deutsche Rote Kreuz möchte an seine Wurzeln erinnern und beteiligt sich mit dem Fackellauf nach Solferino an der Fiaccolata. Nach der Art eines Staffellaufs wird das „Licht der Hoffnung und Menschlichkeit“ dabei von Rotkreuzgliederung zu Rotkreuzgliederung weitergereicht, bis es dann am 24. Juni Solferino in Norditalien erreicht.
Warum aber ausgerechnet Solferino? Am 24. Juni 1859 wurde der Schweizer Henry Dunant auf einer Geschäftsreise mit den Konsequenzen der Schlacht von Solferino konfrontiert, einer der blutigsten Schlachten der Weltgeschichte.
Die Schlacht gilt als Geburtsstunde des Roten Kreuzes: In den Tagen nach der Schlacht wurde die etwa acht Kilometer entfernte Stadt Castiglione delle Stiviere durch die Aktivitäten von Rotkreuzbegründer Dunant zum Mittelpunkt der Hilfeleistungen für die Verwundeten. Um daran zu erinnern, veranstaltete das Italienische Rote Kreuz das erste Mal im Jahr 1992 einen Fackelzug von Solferino nach Castiglione delle Stiviere.
Die kleine Flamme der Fackel hat historisch gesehen also eine große Bedeutung. Henry Dunant hat 1859 mit seinem Engagement die Grundsteine für das Rote Kreuz gelegt. Seine Idee, nach dem Maß der Not zu helfen, ist bis heute der wichtigste Grundsatz des Roten Kreuzes.
Diesem Zeichen der Menschlichkeit haben sich in vielen Ländern Hunderttausende Menschen verschrieben. So wie das Licht der Fackel brennen sie persönlich mit ihrem Engagement für die gute Sache und setzen sich hauptberuflich und ehrenamtlich Tag für Tag für ihre Mitmenschen ein. Im BRK-Kreisverband sind es hauptberuflich in den verschiedensten Bereichen derzeit 524 Frauen und Männer. Ehrenamtlich engagieren sich beim BRK im Landkreis rund 1700 Bürger. Henry Dunant hätte sicher seine helle Freude daran.
Text & Fotos: Michael Will