Ein kleiner Helfer, der Leben retten kann
EBERN - Mit der Spende eines automatisierten externen Defibrillators (AED) an die Wasserwacht Ebern unterstützt die VR-Bank Lichtenfels-Ebern eG das ehrenamtliche Engagement der Wasserretter und hilft dabei, im Ernstfall womöglich Leben zu retten. Matthias Batzner, Serviceleiter der VR-Bank, übergab das Gerät an die Vorsitzende der BRK-Wasserwacht-Ortsgruppe Ebern, Evamaria Gegner, und den 1. Technischen Leiter, René Oelke. Die Bank drückt damit ihr Bemühen aus, soziale Projekte zu unterstützen.
Das Gerät, mit dem lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen durch die Abgabe eines Stromstoßes behoben und so ein Überleben eines Patienten möglich gemacht werden kann, ist künftig gleich an zwei Standorten stationiert, wie René Oelke deutlich machte. So wird der für Laien kinderleicht zu bedienende Defibrillator, kurz: Defi, in den Wintermonaten im Hallenbad Ebern zur Verfügung stehen und in den Sommermonaten im Freibad. So können ausgebildete Helfer der Badeaufsicht sowie der Wasserwacht bei einem lebensbedrohlichen Herzkreislaufstillstand mithilfe des Geräts bis zum Eintreffen von Rettungsdienst und Notarzt adäquate Erste Hilfe leisten.
Allerdings ist die Verwendung des Geräts nicht nur für Aufsichts- und Sanitätspersonal möglich, sondern auch für jeden Laienhelfer, betont Wasserwacht-Vorsitzende Evamaria Gegner. Denn diese Geräte sind genau dafür gemacht, dass Ersthelfer im Zuge eines Herzkreislaufstillstandes bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes wertvolle Minuten überbrücken und so womöglich Leben retten können.
Das Allerwichtigste sei, keine Scheu zu haben, bei Verletzten oder Erkrankten Erste Hilfe zu leisten. Bricht jemand bewusstlos zusammen, kommt es sprichwörtlich auf Minuten an, verdeutlichten die beiden Fachleute der Wasserwacht. Denn hat jemand einen Herzstillstand erlitten, sinkt dessen Überlebenschance pro Minute, in der nicht mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen wird, um zehn Prozent. Schon nach fünf Minuten bestehen also nur noch 50 Prozent Überlebenschancen. Ein Rettungswagen trifft nach einem Notruf unter 112 bei der Integrierten Leitstelle in aller Regel nach acht bis 15 Minuten an einem Notfallort ein. Wird bis dahin keine Reanimation durchgeführt, ist das Leben eines Menschen ohne gravierende Hirnschäden kaum mehr zu retten.
„Deshalb kommt Ersthelfen eine ganz entscheidende Rolle zu“, sagt Oelke. Die von Laienhelfern begonnenen Reanimationsmaßnahmen werden anschließend von Rettungsdienst und Notarzt weitergeführt, wobei zusätzlich Medikamente und auch ein Defibrillator zum Einsatz kommen. Denn bei bestimmten Fällen während eines Herzstillstandes, beim so genannten Kammerflimmern, kann nur ein Stromimpuls wie er von einem Defi ausgelöst wird, diesen Zustand unterbrechen und das Herz im besten Fall wieder in einen „normalen“ Rhythmus überführen.
Nichts anderes macht der Defi, wie er jetzt im Hallenbad Ebern hängt. Wenn möglich und in Reichweite, sollte so ein Gerät von Dritten immer zu einer Reanimation hinzu gebracht werden, während ein oder zwei Helfer beim Patienten bleiben und die Wiederbelebung (30x drücken, 2x beatmen) ununterbrochen fortsetzen. „Ist man alleine, muss man die Wiederbelebung sofort beginnen und ohne Unterbrechungen weiterführen“, weiß Evamaria Gegner. „Bitte laufen sie dann nicht erst irgendwohin und holen einen Defi, das wäre kontraproduktiv.“
Ist jemand bewusstlos, muss man prüfen, ob er noch atmet. Wenn ja, legt man den Patienten in die stabile Seitenlage und achtet darauf, ob er weiterhin atmet. Stellt man beim Bewusstlosen keine Atmung fest, muss sofort mit der Wiederbelebung begonnen werden. Dabei wird im Wechsel 30-mal der Brustkorb gedrückt und zweimal beatmet. Insgesamt sollte man 100- bis 120-mal pro Minute drücken und das etwa fünf bis sechs Zentimeter tief.
Der Service-Leiter der VR-Bank Lichtenfels-Ebern, Matthias Batzner, freute sich bei der Übergabe des rund 2600 Euro teuren Defis samt zweier Aufbewahrungsboxen für die Bäder, dass die Bank durch die Anschaffung des elektrischen Lebensretters einen weiteren Beitrag zur Sicherheit der Bevölkerung leisten könne. Das Geld zur Anschaffung des Defis stammt nach seinen Worten aus dem Gewinnsparen und Losverkäufen. Batzner dankte den beiden Vertretern der Wasserwacht, stellvertretend für alle Mitglieder, ebenso für deren ehrenamtliches Engagement innerhalb des Bayerischen Roten Kreuzes, die damit einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft leisten würden.
Stichwort: Kammerflimmern
Kammerflimmern ist eine lebensgefährliche Herzrhythmusstörung. Das Herz ist nicht mehr in der Lage, Blut zu pumpen, die Betroffenen werden innerhalb von Sekunden bewusstlos. Unbehandelt führt diese Rhythmusstörung in wenigen Minuten zum Tod.
Normalerweise kontrahieren die Muskelzellen der Herzkammern 60- bis 80-mal pro Minute. Dabei wird das in den Herzkammern gesammelte Blut durch eine koordinierte Kontraktion des Herzmuskels, den Herzschlag, in den Körperkreislauf gepumpt. Zwischen den Herzschlägen füllen sich die Herzkammern erneut mit Blut.
Beim Kammerflimmern ist diese Ordnung plötzlich gestört. Es entstehen sogenannte kreisende Erregungen in der Kammer. Dabei können Frequenzen von bis zu 800 pro Minute auftreten.
Aufgrund dieser sehr schnellen Frequenz kommen bei Kammerflimmern jedoch keine effektiven Herzschläge mehr zustande. Es wird daher kein Blut mehr in den Körperkreislauf gepumpt. Ein Puls ist bei den Betroffenen nicht mehr tastbar. Es kommt zum Kreislaufstillstand.
Beim Kammerflimmern muss versucht werden, den Herzrhythmus durch einen Stromstoß wieder in den richtigen Takt zu bringen. Dabei wird über die Elektroden per Knopfdruck kurzzeitig Strom in den Körper des Betroffenen geleitet. Weil so alle Muskeln gleichzeitig einen elektrischen Impuls bekommen, kann deren folgende Aktivität wieder synchronisiert werden. Je früher eine Defibrillation durchgeführt wird, desto besser sind die Überlebenschancen der Betroffenen. Ein Kammerflimmern kann nur durch einen elektrischen Impuls beendet werden.
Text & Foto: Michael Will / BRK