78 Idealisten engagieren sich in der BRK-Bereitschaft
Johannes Hofmann hat keinen leichten Job. Im Schichtdienst arbeitet der 23jährige Dampfacher in der Härterei eines Schweinfurter Großbetriebs. Das schlaucht und deshalb genießt er zusammen mit seiner Freundin die freien Wochenenden. Trotzdem schlüpft der gelernte Mechatroniker etwa zwei Mal im Monat in seine Hose und Jacke mit der roten Signalfarbe und steigt in den Rettungswagen des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK): Er ist als Rettungsdiensthelfer einer von 78 aktiven BRK-Mitgliedern in der Bereitschaft Haßfurt 1.
Warum nimmt ein junger Mann diese zusätzliche, ehrenamtliche Verpflichtung auf sich? Wenn er Leuten hilft, die darauf angewiesen sind, hat er einfach „ein gutes Gefühl dabei“, beschreibt er unspektakulär seine Motivation. Mit dem Rettungsdienst des BRK ist der Facharbeiter durch seinen Zivildienst in Berührung gekommen. Das war in der zweiten Jahreshälfte 2010.
Am letztjährigen Sylvester endete sein siebenmonatiger Ersatzdienst, aber dem Rettungswagen ist der Idealist treu geblieben. Als einer von zehn Neuzugängen in diesem Jahr kann sich der Bereitschaftsleiter Wolfgang Zweverink hundertprozentig auf ihn verlassen. Hofmann kann sich noch gut an seine anfängliche Unsicherheit erinnern, aber durch seine Ausbildung zum Rettungsdiensthelfer hat er gelernt, bei den Notfalleinsätzen kühlen Kopf zu bewahren.
Das ist auch nötig, denn manchmal entscheiden Minuten oder gar Sekunden über Leben und Tod. Zwei Einsätze haben sich besonders tief in sein Gedächtnis eingebrannt: der schwere Verkehrsunfall mit dem Lamborghini-Superflitzer am Haßfurter Feuerwehrkreisel und die böse Verletzung eines Bekannten; der hatte sich beim Holzsägen mit der Kreissäge den halben Finger abgesägt und musste per Rettungshubschrauber nach Neustadt in die Handchirurgie geflogen werden.
Dass beim Rettungsdienst völlig unterschiedliche Menschen Hand in Hand arbeiten, zeigt sich beim Gespräch mit einem zweiten freiwillig Engagierten. Thomas Drexler ist in Oberschleichach als Priester tätig. Der 42jährige Pfarrvikar macht an zwei Freitagen monatlich die Spätschicht von 14 bis 23 Dienst im Rettungswagen. Seine frühere Ausbildung als Krankenpflegehelfer kommt ihm da zugute. Den Lehrgang zum Rettungsdiensthelfer hat er ebenfalls absolviert. Im nächsten Jahr will er den Rettungssanitäter draufsatteln.
Zweverink betonte bei der Weihnachtsfeier im Rot-Kreuz-Haus in der Industriestraße, dass von den insgesamt 23.282 ehrenamtlichen Stunden der Löwenanteil von über 16.000 Stunden im Rettungsdienst abgeleistet werde. Neben der Kreisstadt erstreckten sich die Einsatzorte auch auf Eltmann, Hofheim und Ebern. Zusammen mit dem Ehrenkreisbereitschaftsleiter Manfred Biertempfel zeichnete er diejenigen aktiven Mitglieder aus, die auf eine „runde Zahl“ zurückblicken können. Mit einer faustdicken Überraschung endete die Veranstaltung: Für seinen unermüdlichen Einsatz erhielt Zweverink die Ehrennadel für besondere Verdienste.