75 Jahre Jugendrotkreuz: Vielfalt, die Spaß macht und Werte vermittelt
Mit der Gründung einer ersten Gruppe im Oktober 1947 entstand das Bayerisches Jugendrotkreuz (JRK). Seit 75 Jahren lebt der Verband durch das Engagement von tausenden Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Mit einem großen Festtag unter dem Stichwort „Herzklopfen“ feiert das JRK des Bezirksverbandes Unterfranken am Samstag, 28. Mai, mit Unterstützung des BRK-Kreisverbandes Haßberge dieses Jubiläum rund um den Marktplatz in Haßfurt von 11:00 bis 17:00 Uhr. Dabei gibt es viele Informationen und Mitmachangebote – ein interessanter Tag für Klein und Groß!
HASSFURT - Ob in den Gruppen oder dem Schulsanitätsdienst, bei Freizeiten und in Kindergärten: Immer geht es darum, den „Rotkreuz-Gedanken in der Jugend zu wecken, zu pflegen und in die Tat umzusetzen“, wie es die JRK-Verbandsordnung formuliert. Das geschieht durch ehrenamtliche Kinder- und Jugendarbeit mit und für alle Mitglieder. In den neun BRK-Kreisverbänden in Unterfranken – Aschaffenburg, Bad Kissingen, Haßberge, Kitzingen, Main-Spessart, Miltenberg-Obernburg, Rhön-Grabfeld, Schweinfurt und Würzburg – sind derzeit rund 10.300 Kinder und Jugendliche im Jugendrotkreuz engagiert, mehr als die Hälfte davon weiblich. Diese eindrucksvolle Zahl zeigt, dass die Idee des Roten Kreuzes begeistert und durch die Jugendarbeit ein wesentlicher Beitrag dazu geleistet wird, die Hilfsorganisation mit Tausenden Ehrenamtlichen fest in der Gesellschaft zu verwurzeln.
„Das JRK legt als Nachwuchsorganisation im BRK einen entscheidenden Grundstein für die allgemeine Arbeit im Verband“, sagt Andreas Wirth, Vorsitzender des Jugendrotkreuzes Unterfranken, der zusammen mit seinen Stellvertretern und dem JRK-Bezirksausschuss den Festtag in Haßfurt gemeinsam mit Stefan Fischer (Beauftragter des Jugendrotkreuzes beim BRK-Bezirksverband Unterfranken) und dem Team aus dem BRK-Kreisverband Haßberge organisiert. „Wir sind ein Rotes Kreuz“, so Wirth. Keiner sei zu klein, um ein Helfer zu sein. Das besondere an der Jugendarbeit im JRK ist nach Wirths Worten die Vielfältigkeit. Sei es im Bereich der Ersten Hilfe, aber auch Bildung, Politik, Diversität und Umwelt sind Themen, mit denen sich das JRK auseinandersetzt. „Wir haben Werte in den Grundsätzen des Roten Kreuzes und vermitteln so den Kindern und Jugendlichen wichtige soziale Kompetenzen.“
Natürlich kommt der Spaß an gemeinsamen Aktivitäten und Lernen nicht zu kurz, weiß Elena Krämer, Leiterin des Jugendrotkreuzes im BRK-Kreisverband Haßberge. Hier wurde die erste JRK-Gruppe bereits 1967 gegründet. Aktuell gibt es drei Gruppen in Haßfurt, Knetzgau und Eltmann mit insgesamt rund 30 aktiven Kindern und Jugendlichen. Nach den Sommerferien soll eine neue JRK-Gruppe in Memmelsdorf gegründet werden.
Die Gruppenstunden (je 90 Minuten) finden im zweiwöchigen Rhythmus statt, in den Ferien entfallen diese. Die Gruppe von Eltmann trifft sich immer im Rotkreuzhaus, die Knetzgauer an der Unterkunft der BRK-Bereitschaft und die Haßfurter im Rotkreuzhaus im Kreisverband. Kinder, die einfach mal vorbeischauen und das Jugendrotkreuz kennen lernen wollen, können ganz unkompliziert zu Schnupperstunden vorbeikommen, sagt Krämer. Die nächsten Termine dafür sind in Eltmann (8. Juni), in Knetzgau (15. Juni) und Haßfurt (22. Juni). Anmeldungen dazu sind über die Servicestelle Ehrenamt des BRK-Kreisverbandes unter Tel. 09521/9550-228 oder -227 möglich.
„Unser Ziel ist es, Nachwuchs für die Bereitschaften zu gewinnen“, beschreibt die Leiterin das Bestreben des Jugendrotkreuzes im Landkreis Haßberge. Kinder und Jugendliche, die bereits in jungen Jahren Kontakt zum BRK hatten, engagieren sich im Erwachsenenalter oftmals ehrenamtlich bei der Hilfsorganisation und im Wohlfahrtsverband. Immerhin sind in den Haßbergen derzeit rund 1300 Frauen und Männer aktiv, um Mitmenschen in Not jederzeit zu helfen.
Die Jugendlichen lernen nach Krämers Worten beim JRK die Vielfalt kennen, die es innerhalb des Roten Kreuzes gibt. „Wichtig ist bei uns auch die Ausbildung in Erster Hilfe, ebenso gehört die Realistische Unfalldarstellung dazu.“ Genau wie Stefan Fischer vom Bezirksverband merkt man Elena Krämer die Begeisterung für das Engagement in der Rotkreuz-Jugendorganisation an. „Beim JRK ist es wie beim Kochen“, sagt Krämer: „Je mehr man übt, desto besser wird man. Ich freue mich, den Jugendlichen etwas für Ihr Leben mitgeben zu können.“ Dass dies durchaus Früchte trägt, macht die Knetzgauerin unter anderem daran fest, dass immer wieder eigene Jugendrotkreuzler die Ausbildung zum Gruppenleiter machen oder in einer der neun Bereitschaften des BRK-Kreisverbandes weiterhin aktiv sind.
Hilfe für den Nächsten durch das Rote Kreuz ist auch heute noch ein wesentlicher Pfeiler der Sozialgesellschaft und für viele Mitmenschen sprichwörtlich (über-)lebenswichtig. Das Bayerische Rote Kreuz wurde am 27. Juli 1946 von der amerikanischen Besatzungsmacht ins Leben gerufen. Am 18. Oktober 1947 beschloss der BRK-Landesvorstand die Gründung des Bayerischen Jugendrotkreuzes. Die erste JRK-Gruppe nach dem 2. Weltkrieg entstand in Memmingen.
Schon 1948 erging vom Bayerischen Kultusministerium ein Erlass, nach dem in Schulen ein Erste-Hilfe-Kurs vom Roten Kreuz gegeben werden kann und soll. Bereits drei Jahre später beginnt sich die Arbeit des JRK allmählich über den schulischen Bereich hinaus in außerschulische JRK-Gruppen auszudehnen und zu etablieren. Für die Altersstufe der 14- bis 18-Jährigen werden JRK-Gruppen ins Leben gerufen, die sich „Helfende Jugend“ nennen. Das JRK bietet ihnen Ausbildungen an in „Erster Hilfe“, zum Sanitäts- oder Wasserrettungsdienst, wie dazu in einem Aktionsheft anlässlich des 75-jährigen Jubiläums informiert wird. Über diesen Einstieg wurde es möglich, die Arbeit für Jugendliche, die nicht mehr die Schule besuchen, auf weitere soziale Bereiche auszudehnen.
In den Folgejahren etablierten sich Wettbewerbe in verschiedenen Disziplinen beim JRK: Realistische Unfalldarstellung, Quiz zur Geschichte des Roten Kreuzes, Quiz zum Aufgabengebiet des Roten Kreuzes und Erste Hilfe. Später finden erste Wettbewerbe auf Landes- und Bundesebene statt. Auch der Schulsanitätsdienst - Kinder und Jugendliche engagieren sich dabei als Ersthelfer für medizinische Notfälle in ihren Schulen – gewinnt zunehmend an Bedeutung.
Immer wieder werden in den letzten Jahrzehnten auch Aktionen durchgeführt, die die Gesellschaft sensibilisieren sollen. Beispielsweise werden im Jahr 2000 an US-Präsident Bill Clinton 18.000 Unterschriften gegen den Einsatz von Landminen übergeben, 2001 machen sich Kinder und Jugendliche unter dem Slogan „Bleib cool ohne Gewalt!“ gegen Gewalt stark. In den Folgejahren gibt es eine Kampagne gegen Kinderarmut, es werden Aktivitäten im Rahmen der interkulturellen Öffnung durchgeführt, die humanitären Folgen des Klimawandels in den Blickpunkt gerückt und es finden nationale und internationale Camps und Jugendbegegnungen statt. Das sind nur wenige Wegmarken aus der 75-jährigen Geschichte des JRK. Sie zeigen jedoch, wie vielfältig und wichtig seine Arbeit ist.
DAS PROGRAMM:
Beim Festtag am Samstag, 28. Mai, von 11:00 bis 17:00 Uhr in Haßfurt gibt es viele interessante Informationen rund um das Jugendrotkreuz und natürlich viele spannende Mitmachaktionen. Der BRK-Kreisverband Haßberge unterstützt die Veranstaltung mit vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern und gibt einen Einblick in seine Arbeit.
Die Bereitschaft Haßfurt 1 stellt ihre Mobile Sanitätswache aus, einen Mannschaftstransportwagen und stellt die Schnelleinsatzgruppe CBRN(E) vor, die bei der Behandlung von Verletzten zum Einsatz kommt, die mit Gefahrstoffen in Berührung gekommen sind. Die Bereitschaften Knetzgau und Hofheim sind mit einem Krankentransportwagen sowie dem Gerätewagen Sanität vertreten und bauen eine Patientenablage auf, die bei einem Massenanfall von Verletzten zum Einsatz kommen kann.
Des Weiteren gibt es folgendes zu sehen:
Bereitschaft Memmelsdorf:
Schnelleinsatzgruppe (SEG) Technik und Sicherheit mit Fahrzeug und Hänger
Bereitschaft Eltmann:
Fachdienst Information und Kommunikation mit Fahrzeug für die Einsatzleitung
Rettungshundestaffel:
Ausstellung von Fahrzeug und Kennenlernen von Rettungshunden
Wasserwacht Haßfurt:
Ausstellung von Boot und Einsatzfahrzeug
Wasserwachten Hofheim und Ebern:
gemeinsamer Infostand
Folgende Mitmach-Aktionen finden statt:
- Notfalldarstellung und Kinderschminken
- Mal- und Bastelecke für Kinder
- Mitmachstationen Erste Hilfe: Kinder und Jugendliche des JRK und der Bereitschaftsjugend zeigen die stabile Seitenlage
- Mitmachstation Erste Hilfe mit Selbsthilfe-Inhalten: Was ist ein Notfall? Was ist eine Katastrophe? Was packe ich in einen Rucksack für den Notfall, wenn ich mein Zuhause unvorhergesehen schnell verlassen muss?
- Infostand Breitenausbildung: Alles rund um Erste Hilfe
- Infostand Blutspende: Alles rund um das Blutspenden
- Infostand Jugendrotkreuz
- Hüpfburg
Für das leibliche Wohl ist gesorgt. Kaffee und Kuchen für alle Generationen sowie Kreativangebote für Kinder und Jugendliche gibt es im Café Bistro „Offener Treff“ des BRK-Mehrgenerationenhauses von 13:00 bis 17:00 Uhr. Popcorn und Zuckerwatte werden von den JRK-Kindern gegen eine kleine Spende angeboten. Die Metzgerei Stürmer (Haßfurt) übernimmt die Bewirtung mit einem Grillwagen.
Text: Michael Will