„Sie haben Großartiges geleistet!“
Mit stehenden Ovationen für seine Lebensleistung ist BRK-Kreisgeschäftsführer Dieter Greger am Mittwochnachmittag (20. März) in der Stadthalle Haßfurt offiziell in den Ruhestand verabschiedet worden. Fast ein viertel Jahrhundert lang hat er den BRK-Kreisverband Haßberge personell und wirtschaftlich weiterentwickelt und in eine stabile Zukunft geführt. Seine Nachfolgerin als Kreisgeschäftsführerin, Carina Küfner, wurde zeitgleich in ihr Amt eingeführt.
HASSFURT - Nach 24 Jahren steht in der Geschäftsführung des BRK-Kreisverbandes Haßberge ein Wechsel an: Dieter Greger wird zum 1. April mit dann 66 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Seine Nachfolge als Kreisgeschäftsführerin tritt Carina Küfner an, die seit April 2022 bereits als „Kreisgeschäftsführerin in Vertretung“ mit in der Verantwortung für den Verband steht und zuvor mehrere Jahre als Pflegedienstleiterin der BRK-Sozialstation Haßberge tätig war.
Damit vollzieht sich im Kreisverband nicht nur ein Generationenwechsel. Mit der 35-Jährigen steht dann erstmals auch eine Frau an der Spitze des Kreisverbandes mit seinen derzeit knapp 600 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den fast 1700 Frauen und Männern, die sich in den verschiedenen Gemeinschaften ehrenamtlich engagieren.
„Als Dieter Greger im Juli 2000 als Nachfolger von Heinz Vogt seine neue Aufgabe als Geschäftsführer des Kreisverbandes Haßberge im Bayerischen Roten Kreuz antrat, da konnten alle, die damals beim BRK im Landkreis Verantwortung trugen, noch nicht wissen, was für eine gute Wahl sie getroffen hatten“, sagte BRK-Kreisvorsitzender und Landrat Wilhelm Schneider in seiner Laudatio. „Heute wissen wir es, denn die Entwicklung, die der Kreisverband unter ihrer Führung genommen hat, ist bemerkenswert.“ Dass der Kreisverband heute auf hohem Niveau und finanziell auf gesunden Füßen stehe, sei Teil des Lebenswerkers von Greger, seines unermüdlichen Engagements und vieler innovativer Ideen.
Als Geschäftsführer Verantwortung zu tragen sei ein bisschen wie Bootfahren, so der Vorsitzende: „Der Kapitän und Steuermann bestimmt den Kurs, steuert das Ruder und setzt die Segel mitunter hart in den Wind. Stürme werden umschifft, hohe Wellen gemeistert und das Schiff in neue Häfen gesteuert.“ Dieter Greger, selbst auch ein passionierter Hobby-Kapitän, habe sich im Beruf stets neuen Herausforderungen gegenübergesehen. „Fast ein viertel Jahrhundert lang hatten sie das Ruder souverän in der Hand gehalten, haben den Kreisverband mit vielen neuen und zukunftsweisenden Ideen vorangebracht und neue Aufgabenfelder erschlossen.“ Die neueste Errungenschaft im Dienstleistungsangebot sei die seit 15. November letzten Jahres eröffnete Tagespflege in Untersteinbach.
Ohne Gregers unermüdliches Engagement und seine Expertise im Bereich Hilfsorganisation sowie Wohlfahrt- und Sozialverband wäre der Kreisverband heute nicht da, wo er aktuell stehe. Beim BRK innerhalb Bayerns habe der Kreisverband Haßberge eine hohe Reputation, sagte Schneider. Durch manche Projekte habe er sich strukturell eine Vorreiterrolle erarbeitet, durch einen Transfer des Know-hows hätten auch andere Kreisverbände davon profitieren können.
Wilhelm Schneider war es in seiner Funktion als Landrat zudem ein Anliegen, an die Zeit der Corona-Pandemie zu erinnern: „Hier hat sich der BRK-Kreisverband für unseren Landkreis und die Bevölkerung als starker Partner erwiesen, der uns bei der Bewältigung der Corona-Krise tatkräftig unterstützt hat.“ Der Landkreis habe sich auf das Bayerische Rote Kreuz zu jeder Zeit verlassen können. Auf ein sich änderndes Lagebild sei stets schnell und flexibel reagiert worden. Er erinnerte in diesem Zusammenhang an den Betrieb von zwei Impfzentren in Hofheim und Zeil sowie an den Betrieb von fünf Schnelltestzentren, die das BRK im Auftrag des Landkreises betrieben hat. „Egal in welcher Notsituation oder bei welcher Krise: Auf das BRK im Landkreis ist Verlass!“, lobte der Landrat.
Auch die Erhaltung und Stärkung des Ehrenamtes sei dem Kreisgeschäftsführer ein Herzensanliegen gewesen. Rund 1700 Menschen engagieren sich in den Bereitschaften, in der Wasserwacht, im Jugendrotkreuz und in der Wohlfahrts- und Sozialarbeit auf Landkreisebene. Herausforderung der Zukunft wird es nach den Worten des Vorsitzenden sein, einer Überalterung im Ehrenamt entgegenzuwirken und junge Menschen ans BRK zu binden, beispielsweise durch Schulsanitätsdienste, das Jugendrotkreuz oder die Mehrgenerationenarbeit.
Lag die Gesamtzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Gregers Dienstantritt im Jahr 2000 noch bei rund 150, war sie 2010 bereits auf 275 Mitarbeitende gestiegen. Heute im Jahr 2024 beschäftigt der Kreisverband 557 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Zielstrebig habe Greger den Anfang der 2000er-Jahre vor allem noch stark als Hilfsorganisation geprägten Kreisverband weiterentwickelt und den Bereich der Wohlfahrt- und Sozialarbeit sowie die Sozialen Dienste ausgebaut. „Das war eine Riesenchance für den Kreisverband“, so Schneider.
Und blicke man auf die Gesamtertragslage des Kreisverbandes, sei auch hier nur eine Richtung erkennbar: nach oben! Habe der Kreisverband im Jahr 2000 noch 4,07 Millionen Euro erwirtschaftet, waren es 2018 bereits 12,15 Millionen Euro. Die jüngsten Zahlen aus dem Jahr 2023 weisen laut dem Vorsitzenden eine Gesamtertragslage von rund 17,4 Millionen Euro aus. Die Bilanzsumme sei in dieser Zeit von 2,05 Millionen auf 14,74 Millionen Euro angestiegen.
„Sie haben Großartiges geleistet“, attestierte der Vorsitzende dem zukünftigen „Kreisgeschäftsführer a.D.“ und Rentner. Dafür dankte er ihm im Namen der Vorstandschaft, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aller Ehrenamtlichen und auch der Bürger des Landkreises. Für den Ruhestand wünschte der Landrat eine Zeit der Entspannung, mehr Zeit für die Familie, viel Freude an Hobbys, dem Reisen, Urlauben am Gardasee sowie viel Gesundheit. Schneider: „Wir werden sie als ,Mensch Dieter Greger‘ in bester Erinnerung behalten und auch in Zukunft sicher noch häufiger an unseren Ex-Kreisgeschäftsführer denken – vor allem mit Respekt und Anerkennung!“
Als neue Kreisgeschäftsführerin hieß der BRK-Kreisvorsitzende Carina Küfner willkommen und wünschte ihr viel Erfolg bei ihrer neuen Aufgabe. „Sie wird sich vielen Herausforderungen stellen müssen, wenn sie nun zum 1. April die Geschäftsführung des BRK-Kreisverbandes übernimmt.“ In einem Bewerbungsverfahren habe sie sich im Frühjahr letzten Jahres gegen weitere neun Mitbewerber durchgesetzt.
Bereits mit Wirkung zum 5. April 2022 war Küfner zur „Kreisgeschäftsführerin in Vertretung“ bestellt worden. Bei einer Vorstandschaftssitzung entschied sich das Gremium für die damals 33-Jährige, die bis vor kurzem als Pflegedienstleiterin die Leitung der BRK-Sozialstation Haßberge innehatte. Damit gab es erstmals in der Geschichte des BRK-Kreisverbandes eine bestellte Vertreterin für den Kreisgeschäftsführer. Als „Kreisgeschäftsführerin in Vertretung“ war Küfner somit in Abwesenheit (Urlaub, Krankheit, sonstige Gründe) von Kreisgeschäftsführer Dieter Greger für alle Geschäftsfelder und Verwaltungsangelegenheiten verantwortlich.
Carina Küfner wurde 1989 geboren, ist verheiratet und lebt zusammen mit ihrem Ehemann Dominik und Sohn Julius in Zeil am Main. 2007 legte sie die Fachhochschulreife ab, absolvierte im Anschluss ein freiwilliges Soziales Jahr in einer Tagespflege in Hallstadt und wurde von 2008 bis 2011 in den Haßberg-Kliniken zur Gesundheits- und Krankenpflegerin ausgebildet, berichtete Schneider. Anschließend studierte sie bis 2015 an der Fachhochschule Würzburg Pflege- und Gesundheitsmanagement und war in dieser Zeit bei der BRK-Sozialstation Haßberge als Gesundheits- und Krankenpflegerin am Stützpunkt in Haßfurt nebenbei tätig.
Nach dem Ende ihres Studiums übernahm Carina Küfner bei einem ambulanten Pflegedienst in Bamberg von Januar 2016 bis August 2017 die Pflegedienstleitung, bevor sie zum 1. September 2017 als Pflegedienstleiterin zur BRK-Sozialstation Haßberge wechselte. Hier war sie bis vor Kurzem für insgesamt fünf Stützpunkte in Haßfurt, Königsberg, Ebern, Hofheim und Eltmann verantwortlich und damit als Abteilungsleiterin für aktuell 98 Mitarbeitende zuständig. Derzeit betreut die BRK-Sozialstation Haßberge rund 590 Patientinnen und Patienten.
In teils bewegenden, teils humorvollen Reden lobten auch der stellvertretende BRK-Landesgeschäftsführer Armin Petermann, BRK-Bezirksgeschäftsführer Harald Erhard, Kreisbereitschaftsleiter Stefan Funck, JRK-Leiterin Elena Krämer sowie Dr. Arman Behdjati-Lindner, 1. stellvertretender Vorsitzender des BRK-Kreisverbandes Haßberge, die Verdienste Gregers und überbrachten die besten Wünsche für den Ruhestand.
„Wir verlieren einen unserer Besten“, zeigte sich beispielsweise Armin Petermann überzeugt. Harald Erhard attestierte: „Dieter Greger hat Zeichen gesetzt und sich einen Ruf erarbeitet, der seinesgleichen sucht.“ Und Dr. Arman Behdjati-Lindner bezeichnete Gregers Wirken als „Erfolgsgeschichte“. Stefan Funck berichtete von anfänglicher Skepsis im Jahr 2000, die schnell gewichen sei und dass sich eine fruchtbare und freundschaftliche Zusammenarbeit entwickelt habe. Elena Krämer verabschiedete sich in Reimform vom Kreisgeschäftsführer.
Der Tag des Abschieds in den Ruhestand sei für ihn eine sehr ergreifende und emotionale Angelegenheit, sagte Kreisgeschäftsführer Dieter Greger. Denn das BRK und der Kreisverband Haßberge seien ihm in all den Jahren mehr und mehr ans Herz gewachsen. „Da gab es die selbstverständliche Herausforderung, das Beste für den Kreisverband zu erreichen und ihn personell wie wirtschaftlich auf einem stabilen Fundament in die Zukunft zu führen“, sagte er.
Das sei die eine Seite. Die andere sei es, hinter alledem vor allem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit all ihren Bedürfnissen zu sehen. „Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen im Haupt- und Ehrenamt, sind es, die mir besonders ans Herz gewachsen sind“, sagte Dieter Greger sichtlich ergriffen. „Die täglichen Begegnungen mit ihnen, der konstruktive Austausch, das gemeinsame Gestalten und Vorangehen werden mir fehlen. In meinem Herzen werden sie einen Platz behalten.“ Seiner Nachfolgerin wünschte er alles Gute für ihre Arbeit und zeigte sich überzeugt, dass der Vorstand mit seiner Entscheidung die richtige Wahl getroffen habe, Carina Küfner als neue Kreisgeschäftsführerin zu bestellen.
In ihrer Antrittsrede bat Carina Küfner darum, ihr die Chance zu geben, eigene Schwerpunkte zu setzen. „Lernen sie mich im positiven Sinne kennen – als Kreisgeschäftsführerin und als Kollegin, die sich dem Gedanken des Roten Kreuzes und seinen Aufgaben verschrieben hat“, sagte sie an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewandt.
Sie trete ihre neue Herausforderung auf gut bestelltem Grund und Boden an und werde versuchen, möglichst schnell stabile Wurzeln zu schlagen. „Es wird nicht alles anders werden, aber manches wird sich ändern“, sagte Küfner. „Lassen sie uns gemeinsam diesen Weg beschreiten. Stets mit dem Ziel, unseren Kreisverband in eine sichere und stabile Zukunft zu führen - in personeller und wirtschaftlicher Hinsicht.“ Dafür brauche es die Mitarbeit und das Engagement von allen Mitarbeitenden. „Gemeinsam als Team wird uns das gelingen. Davon bin ich überzeugt.“
Schlagworten wie „Arbeiten 4.0“ und „New Work“ stünden laut Carina Küfner für tiefgreifende und schnell fortschreitende Veränderungen in der heutigen Arbeitswelt. Die Digitalisierung ändere Berufsbilder und beschleunige Prozesse und Innovationen. Dies alles erfordere einen Wandel und eine neue Art der (Zusammen-)Arbeit. Küfner: „Als BRK dürfen wir uns dem nicht verschließen. Ich freue mich auf diese Herausforderungen, die Zusammenarbeit mit ihnen und eine spannende Zeit!“
Der "Chor der Generationen" aus dem BRK-Mehrgenerationenhaus unter der Leitung von Petra Schlosser umrahmte die Feierstunde musikalisch.
Text & Fotos: Michael Will / BRK