Höchste Tarifsteigerung in der Geschichte des BRK-Tarifvertrags
Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) reagiert auf die steigenden Lebenshaltungskosten. Mit Entschiedenheit und im Sinne der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vereinbarte das BRK gemeinsam mit der Gewerkschaft ver.di eine historische Tarifsteigerung in Höhe von 6,0 Prozent bereits ab 1. Dezember 2022.
HASSFURT - Normalerweise werden die Tarifverträge erst zum Ablauf des laufenden Entgelttarifvertrages verhandelt. Dies wäre der 31. Dezember 2022 gewesen. Angesichts der aktuellen Lage erfolgten die Tarifverhandlungen dieses Jahr deutlich früher. „Damit bieten wir unseren Mitarbeitenden so früh wie noch nie Planungssicherheit und einen Ausblick für das nächste Jahr“, so BRK-Landesgeschäftsführer und Verhandlungsführer Leonhard Stärk. „Jeder Mitarbeitende weiß schon jetzt, auf was für eine Gehaltsentwicklung er oder sie sich für das nächste Jahr einstellen kann. Gerade in Zeiten, in denen viele Entwicklungen nicht absehbar sind, bieten wir damit Planbarkeit, Sicherheit und eine spürbare und nachhaltige Entlastung.“
Bereits zum 1. April 2022 erfolgte eine Tarifsteigerung in Höhe von zwei Prozent. Verglichen zum Jahresbeginn 2022 werden die Tarifentgelte im BRK zum Jahresende insgesamt um acht Prozent gestiegen sein.
Zudem einigten sich die Tarifparteien ver.di und das Bayerische Rote Kreuz auf eine weitere pandemiebedingte Jahressonderzahlung in Höhe von 400 Euro zum Jahresende. Bereits für Juli 2022 wurde eine einmalige Erhöhung des Urlaubsgeldes in Höhe von 200 Euro vereinbart ausgezahlt, ergänzend zum bestehenden Urlaubsgeld (260 € bzw. 370 € je nach Eingruppierung). Zuzüglich wird im Oktober die staatliche Energiepauschale in Höhe von 300 Euro über den Arbeitgeber ausgezahlt.
„Von diesen Tarifsteigerungen profitieren alle hauptamtlichen Mitarbeitenden im Bayerischen Roten Kreuz. Wir sind ein krisenfester Arbeitgeber, was sich nicht nur durch die Arbeitsplatzsicherheit zeigt, sondern auch durch angepasste Vergütungen und Sonderzahlungen“, so Stärk. „Die hieraus resultierenden hohen, ungeplanten und noch nicht refinanzierten finanziellen Belastungen nehmen wir in Kauf. Unsere Mitarbeitenden sind es uns wert.“
Ein Beispiel: Zum Jahresbeginn 2022 verdiente eine Pflegefachkraft beim BRK monatlich bis zu 3614,69 € (brutto). Im April stieg dieses Bruttogehalt auf ca. 3688,98 € und wird im Dezember dieses Jahres auf 3908,20 € steigen, zuzüglich zweier Sonderzahlungen in Höhe von ca. 3322 € („Weihnachtsgeld“) im November 2022 und 400,00 € („BRK-Corona-Bonus“) im Dezember 2022.
Im BRK-Kreisverband Haßberge profitieren davon aktuell 88 Mitarbeitende, wie Pflegedienstleiterin Carina Küfner mitteilt. Derzeit werden rund 710 Kundinnen und Kunden durch die ambulanten Pflegekräfte betreut. Pro Tag sind die Mitarbeitenden im Landkreis auf insgesamt 20 Pflegetouren im Einsatz. Zudem sind werktags noch 35 Hauswirtschafts- und Betreuungskräfte unterwegs sowie eine Mitarbeiterin, die bei Kunden Beratungsgespräche durchführt.
Für Carina Küfner sind die Tarifsteigerungen um sechs Prozent zum Jahresende ein „gutes Signal“. Damit würden steigende Belastungen der Mitarbeitenden zumindest finanziell ein stückweit abgefedert. „Unsere Kolleginnen und Kollegen der Sozialstation haben sich diese Tariferhöhung auch wirklich verdient“, so Küfner. „Sie leisten für die Gesellschaft und für betroffene Kundinnen und Kunden einen unschätzbaren Beitrag, dessen Bedeutung in der Pandemie nochmals gestiegen ist.“ Durch ambulante Pflege werde es vielen älteren Menschen ermöglicht, weiterhin zuhause in ihrer vertrauten Umgebung zu leben.
Pflegeberufe seien nach wie vor hoch anerkannt in der Gesellschaft. „Leider herrscht aber auch bei uns Personalmangel, da vonseiten der Politik entsprechende strukturelle Weichen zum Teil zu spät gestellt wurden“, sagt die Pflegedienstleiterin. Die Tariferhöhung und der insgesamt sehenswerte Tarifvertrag des Bayerischen Roten Kreuzes könnten aus ihrer Sicht neue Mitarbeiterinnen für eine Beschäftigung zum BRK führen. „Wir arbeiten derzeit zudem an einer neuen Strategie zur Mitarbeitergewinnung“, so Küfner und erhoffen uns davon neue Impulse.
Frauen und Männer, die als Pflegefachkraft oder -hilfskraft bei der BRK-Sozialstation arbeiten möchten, empfiehlt Carina Küfner: „Rufen Sie uns einfach gerne an und wir können ein Gespräch vereinbaren.“ Einstellungen bei entsprechender Qualifikation seien jederzeit auch sehr kurzfristig möglich. Küfner: „Wir freuen uns darauf, Sie kennen zu lernen!“
„Ich bin als Kreisgeschäftsführer und Mitglied der Tarifkommission froh darüber, dass wir als Bayerisches Rotes Kreuz mit diesen hohen Tarifsteigerungen und Sonderzahlungen ein deutlich sichtbares Zeichen für unsere insgesamt 518 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen können, die sich in den vergangenen zweieinhalb Jahren in Zeiten der Corona-Pandemie vielen bis dato noch nicht dagewesenen Herausforderungen stellen mussten und sich in hohem Maße zum Teil bis an die Belastungsgrenzen engagiert haben“, sagt BRK-Kreisgeschäftsführer Dieter Greger. „Mit der vorgezogenen und in dieser Höhe noch nie dagewesenen Tarifsteigerungen wollen wir als Arbeitgeber unsere Wertschätzung gegenüber unseren Mitarbeitenden zum Ausdruck bringen. Gute und zuverlässige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind schließlich unser wichtigstes Kapital.“
Neben den enormen Herausforderungen während der Corona-Pandemie wirken sich nach Gregers Worten unter anderem auch durch den Ukraine-Konflikt hohe Inflation und deutliche Preissteigerungen bei Lebenshaltungs- und Energiekosten zusätzliche auf uns alle aus. Mit den Sonderzahlungen wolle das BRK versuchen, diese Belastungen ein wenig abzufedern, auch wenn man als Arbeitgeber natürlich nicht alle finanziellen Belastungen des Einzelnen auffangen könne.
„Mein Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des BRK-Kreisverbandes Haßberge für ihr außerordentliches Engagement und dafür, dass sie uns in den für uns alle herausfordernden letzten Jahren die Treue gehalten haben“, so Greger. „Als Arbeitgeber BRK bieten wir krisensichere und zukunftsfähige Arbeitsplätze bei uns im Kreisverband. Gemeinsam gelingt es uns, zusammen zu stehen und Krisen zu meistern.“
„Mit Freude haben wir die Ankündigung zur Tariferhöhung und den Sonderzahlungen zur Kenntnis genommen“, sagt Christoph Grimmer, Leiter Rettungsdienst beim BRK-Kreisverband Haßberge. „Diese Tarifsteigerungen in einer für uns alle schwierigen Zeit können für unsere Mitarbeitenden im Rettungsdienst einen Motivationsschub bieten und sind von ihrer Höhe her beachtenswert.“ Nicht zuletzt die Steigerung für Nachtdienst-Stunden auf teilweise das Doppelte an Zulagen sei sehr erfreulich. Grimmer findet bemerkenswert, dass die Vereinbarungen schnell, offenbar harmonisch und ohne größere Tarifkonflikte zwischen den Beteiligten zustande gekommen sind.
„Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rettungsdienst waren in den letzten zweieinhalb Jahren zusätzlich zu sowieso steigendem Einsatzaufkommen gerade durch die Corona-Pandemie und den damit für den Rettungsdienst verbundenen Erfordernissen vor zusätzlich hohe Belastungen gestellt“, so der Rettungsdienstleiter. Diese Belastungen hielten nach wie vor an, täglich versuchen die Rettungsdienst-Mitarbeitenden ihr Bestes zu geben. „Dafür danke ich allen Kolleginnen und Kollegen, die rund um die Uhr zur notfallmedizinischen Versorgung von Patienten bereitstehen.“ Durch eigene Krankheitsausfälle oder Quarantänemaßnahmen seien die Belastungen für den Einzelnen deutlich gestiegen, viele von ihnen haben eine Vielzahl von Überstunden geleistet. „Aktuell ist noch nicht abzusehen, wie sich diese Entwicklung bis Jahresende und über den Winter hinweg gestalten wird“, so Grimmer. „Eine Entspannung der Lage scheint derzeit offenkundig noch nicht in Sicht.“ Im Rettungsdienst des BRK-Kreisverbandes sind aktuell 79 Beschäftigte hauptamtlich tätig, davon acht Auszubildende.
Das Bayerische Rote Kreuz beschäftigt bayernweit insgesamt rund 30.000 hauptamtliche Mitarbeitende in 73 Kreisverbänden, fünf Bezirksverbänden und der Landesgeschäftsstelle. (MW)