Berufsmesse: BRK präsentiert sich als attraktiver Arbeitgeber
Schulabschluss – und dann? Jungen Leuten stehen heute viele Möglichkeiten offen, sich nach der Schule für ihren vermeintlichen Traumjob zu entscheiden - egal ob mit Abitur oder ohne.
EBERN – Doch was ist eigentlich mein Traumjob? Diese Frage stellen sich viele junge Frauen und Männer, die aktuell noch die Schulbank drücken und sich zum Herbst dieses Jahres oder auch erst in zwei bis drei Jahren damit auseinandersetzen müssen. Studium, Berufsausbildung, Freiwilliges Soziales Jahr, Bundesfreiwilligendienst? Zugegeben, auch wenn heute nahezu jeder Arbeitgeber um die Gunst von Schulabgängern und damit um künftige Auszubildende und spätere Arbeitnehmer buhlt, ist es für die Mädchen und Jungen in der Altersklasse zwischen 15 und 18 Jahren keineswegs eine leichte Angelegenheit, ein für sich individuell passendes Angebot zu finden.
Voraussetzung ist als erstes natürlich, überhaupt zu wissen, wo die eigenen Stärken, Schwächen und Interessensschwerpunkte liegen und welche Möglichkeiten es gibt, all das möglichst passend zusammenzuführen. Zweitens ist es vorteilhaft, das berufliche Angebot im näheren oder weiteren Umkreis zu kennen. Welche Ausbildungsplätze bieten lokale oder regionale Unternehmen und Arbeitgeber an, welche Studienmöglichkeiten gibt es und was sind für den jeweiligen Beruf notwendige Voraussetzungen?
Informationen aus erster Hand, noch dazu quasi direkt vor der eigenen Haustür und alles unter einem Dach, gab es am Samstag (11. März) für die Schülerinnen und Schüler des Eberner Friedrich-Rückert-Gymnasiums. Mehr als 40 Aussteller aus der Region waren gekommen, um sich bei der alle zwei Jahre in der Schulaula stattfindenden Berufsmesse vorzustellen, mit Schülern und teilweise auch mit deren Eltern ins Gespräch zu kommen. Eine gute Möglichkeit also, erste Kontakte zwischen jungen Menschen und potentiellen späteren Arbeitgebern zu knüpfen und sich über die vielfältigsten Berufsmöglichkeiten zu informieren.
An den Ausstellungständen herrschte vier Stunden lang intensiver Betrieb. Schüler, Firmen- und Arbeitgebervertreter waren im regen Austausch. Parallel dazu fanden in verschiedenen Klassenräumen Vorträge statt, bei denen sich Schüler noch intensiver über einzelne Berufe, Ausbildungsmöglichkeiten und Voraussetzungen informieren konnten. Am Ende jedes Vortrags gab es eine Fragerunde, in der erfahrene Arbeitnehmer und Firmenvertreter sowie Auszubildende den Schülerinnen und Schülern Rede und Antwort standen.
Auch der Kreisverband Haßberge des Bayerischen Roten Kreuzes präsentierte sich dabei mit der Sparte Rettungsdienst als attraktiver Arbeitgeber. Notfallsanitäterin Ayleen Albrecht und die beiden Auszubildenden zum Notfallsanitäter, Lara Baumann und Faris Hassanein, plauderten aus ihrem Berufsalltag und gaben Einblicke in die schulische Ausbildung, bei der sowohl intensive theoretische als auch praktische Inhalte gelehrt werden. Mit dabei war auch ein hochmodernes Übungsphantom, das einen Notfallpatienten darstellte, der auf einer fahrbaren Transportliege notfallmedizinisch versorgt wird: angeschlossen an EKG und Pulsoxymetrie zur Überwachung der Vitalwerte, mit Venenzugang und Infusion versehen und ebenso mit einem in die Luftröhre eingeführten Plastikschlauch künstlich beatmet. Zu sehen gab es zudem eine kleine Bilderausstellung, die die Arbeit von Bundesfreiwilligen, Rettungssanitätern und Notfallsanitätern sowie Eindrücke aus dem Einsatzalltag schilderte.
Mit der Ausbildung zum Notfallsanitäter können junge Menschen aktuell die höchste nicht-akademische Qualifikation im Medizinbereich erwerben. Die Ausbildungszeit beträgt drei Jahre. Das Berufsbild des Notfallsanitäters gibt es seit dem Jahr 2014 und löste die zwei Jahre dauernde Ausbildung zum Berufsbild des Rettungsassistenten ab.
Voraussetzung für eine Ausbildung zum Notfallsanitäter ist mindestens ein mittlerer Schulabschluss, wie Ayleen Allbrecht die Schüler informierte. Alternativ ist auch ein Hauptschulabschluss inklusive einer zweijährigen Berufsausbildung möglich. Die Ausbildung findet zu einem Großteil an einer Berufsfachschule für Notfallsanitäter (beispielsweise in Würzburg oder Nürnberg) statt und beinhaltet zudem viele praktische Unterrichtsblocks auf einer Lehrrettungswache, Praktika beispielsweise in der Anästhesie, der Notaufnahme, im Operationssaal und der Geburtshilfe in Kliniken und mündet am Ende in ein Staatsexamen mit schriftlichen, praktischen und mündlichen Prüfungen.
Ein Notfallsanitäter wird dann als Verantwortlicher auf dem Rettungswagen eingesetzt und ist gemeinsam mit einem Kollegen dafür verantwortlich, Notfallpatienten entweder selbstständig notfallmedizinisch zu versorgen oder in schweren Fällen soweit zu stabilisieren und zu versorgen, bis ein Notarzt eintrifft und ärztliche Maßnahmen beginnt. Der Notfallsanitäter betreut den Notfallpatienten während des Transportes zum Krankenhaus im Rettungswagen und übergibt den Patienten schließlich in der Notaufnahme oder im Schockraum an das Klinik-Team, das dann weitere Diagnostik und Behandlung einleitet.
Eine zweite Qualifikation für den Rettungsdienst gibt es in Form des Rettungssanitäters. Hier muss eine insgesamt 520 Stunden umfassende Ausbildung absolviert werden. Sie schließt 160 Stunden Grundlehrgang zum Rettungshelfer, 160 Stunden Klinikpraktikum, 160 Stunden Einsatz auf einer Lehrrettungswache sowie einen 40 Stunden umfassenden Abschlusslehrgang mit schriftlicher, praktischer und mündlicher Prüfung ein. Rettungssanitäter werden beispielsweise als Teamkollegen eines Notfallsanitäters auf dem Rettungswagen eingesetzt, als Fahrer und Assistent des Notarztes auf dem Notarzteinsatzfahrzeug oder als Verantwortliche auf dem Krankentransportwagen.
Eine tolle Möglichkeit, das Berufsfeld des Rettungsdienstes kennen zu lernen, bietet sich nach Worten von Ayleen Albrecht darin, sich direkt nach der Schule und vor Beginn einer Ausbildung oder eines Studiums für einen Bundesfreiwilligendienst beim Bayerischen Roten Kreuz zu entscheiden. Diese Möglichkeit hat die 26-Jährige selbst genutzt, nachdem sie im Jahr 2015 ihr Abitur am Friedrich-Rückert-Gymnasium in Ebern abgelegt hatte.
Durch den Bundesfreiwilligendienst im Rettungsdienst hat sie ihre Liebe zu diesem Tätigkeitsfeld entdeckt, hat während der zwölf Monate dauernden „Bufdi“-Zeit ihren Rettungssanitäter absolviert und sich dann von 2017 bis 2020 zur Notfallsanitäterin ausbilden lassen. Seit Oktober 2020 nun arbeitet Ayleen Albrecht als Notfallsanitäterin beim BRK-Kreisverband Haßberge an ihrer Stammwache in Ebern.
Überhaupt nutzen viele junge Menschen heutzutage die Möglichkeit, sich im Rahmen eines Bundesfreiwilligendienstes über das Berufsfeld zu informieren, erste Betriebsabläufe und den Arbeitsalltag kennen zu lernen. Beim BRK-Kreisverband gibt es selbstverständlich nicht nur im Rettungsdienst die Möglichkeit, Bufdi zu werden. Ebenso werden entsprechende Stellen im Mehrgenerationenhaus, im Kleiderladen, in der Servicestelle Ehrenamt mit Blutspenden, in der Sozialstation, dem Fahrdienst sowie der Mittagsbetreuung und Offenen Ganztagsschule angeboten. Der Bundesfreiwilligendienst dauert zwischen sechs bis 18, in aller Regel zwölf Monate. Die 38,5-Stunden-Woche wird aktuell mit 550 Euro monatlich vergütet und es gibt 26 Tage Urlaub.
„Meiner Meinung nach bringen Berufsmessen viele Vorteile“, ist Ayleen Albrecht überzeugt. „Unter anderem, dass man sich generell als Schüler einen Überblick verschaffen kann, was es überhaupt für Berufe gibt, vor allem in der Region. Des Weiteren kann man an dem Tag mit den Ausstellern sprechen, die den Beruf bereits selbst gelernt haben und so eigene Eindrücke zum Austausch bringen können.“
Den Reiz ihres Berufes sieht die 26-Jährige vor allem darin, dass man die Chance habe, Menschen das Leben zu retten bzw. zumindest dazu beitragen kann, dass es ihnen gesundheitlich bessergeht. „Die Ausbildung zur Notfallsanitäterin würde ich definitiv wieder machen, da der Beruf so viel Abwechslung mit sich bringt und man bei Antreten des Dienstes nie weiß, was einen erwartet und man dadurch jederzeit flexibel sein muss“, beschreibt sie die Faszination ihres Berufsalltags. Besonders Spaß mache die Zusammenarbeit mit den Kollegen und vor allem Einsätze, die einen auch Mal ein wenig ins Schwitzen bringen und an denen man auch an sich selbst wachsen und teilweise auch seine Kreativität ausleben könne.
Auch Lara Baumann (20) hat ihren Bundesfreiwilligendienst beim Bayerischen Roten Kreuz im Rettungsdienst an der Rettungswache in Ebern absolviert. „Danach war mir schnell klar, dass ich in diesem Beruf Fuß fassen will“, sagt sie. „In diesem Jahr konnte ich viele Erfahrungen sammeln und mir mit meiner Entscheidung sicher sein, diesen Beruf ein Leben lang auszuüben.“
Besonders Spaß an der Ausbildung macht es ihren Worten zufolge nicht nur in der Schule zu sein, sondern auch in verschiedene Abteilungen reinzuschnuppern, wie zum Beispiel in die Klinik. „Am meisten Spaß macht mir jedoch immer der Wachblock, bei dem ich nicht nur auf meiner Stammwache in Ebern eingesetzt bin, sondern auch die anderen Standorte und Kollegen kennenlernen darf.“ Als besonders anstrengend empfindet Lara immer den vierwöchigen Schulblock. Dort werden in der Zeit viele Noten erhoben und es wird viel von den Schülern gefordert.
Berufsmessen findet auch Faris Hassanein (20) sehr interessant und sinnvoll. „Gerade Jugendliche, die noch nicht wissen, welchen Weg sie in Zukunft einschlagen wollen, können sich hier inspirieren lassen“, sagt er. Durch die vielen verschiedenen, und vor allem unterschiedlichen Berufswelten, die hier präsentiert werden, sollte seiner Meinung nach eigentlich jeder fündig werden können.
2019 hat Faris ein einwöchiges schulisches Praktikum im Rettungsdienst absolviert. „Nach dieser einen Woche, die ich damals auf dem Rettungswagen in Ebern mitfahren durfte, war mir eigentlich schon klar, dass ich genau in diesem Berufsfeld arbeiten möchte.“
Besonders Spaß an der Ausbildung macht ihm an erster Stelle der Praxiseinsatz auf der Rettungswache. „Allerdings gehe ich auch wider Erwarten gerne in die Schule“, gibt er schmunzelnd zu. „Gerade das zweite Ausbildungsjahr ist dadurch, dass wir eigentlich so gut wie jeden Tag in der Schule Praxisunterricht haben, unfassbar spannend. Vor Allem, weil man nach jedem Schulblock merkt, dass man viel Neues an Wissen gesammelt hat.“
Ein wenig anstrengend ist nach Worten von Faris „die strenge und engmaschige Notengebung an der Notfallsanitäterschule in Würzburg“. Durch die Leistungserhebungen bleibe den Auszubildenden im Schulblock nur wenig Freizeit, weil sie fast nur mit Lernen beschäftigt seien. „Trotzdem würde ich mich jederzeit wieder für diesen Beruf entscheiden“, zeigt sich der 20-Jährige sicher.
Text & Fotos: Michael Will / BRK